Minsk/Berlin. Schauspieler Til Schweiger ist für Dreharbeiten in die belarussische Hauptstadt Minsk gereist. Wer ihn angeheuert hat.
Statt Kinofilme Werbeclips in einer Diktatur? Schauspieler Til Schweiger ist für den Dreh von PR-Videos nach Belarus gereist. Von einem belarussischen Blogger auf Telegram veröffentlichte Fotos zeigen, wie Schweiger auf dem Flughafen in der Hauptstadt Minsk ankommt.
Offenbar dreht der aus Filmen wie der Actionkomödie „Manta Manta“, „Inglorious Basterds“ oder „Keinohrhasen“ bekannte Schauspieler aktuell Werbevideos für das belarussische Start-up Blockchain Sports. So wurde Schweiger von Mitarbeitern des Unternehmens in Minsk empfangen, wie auf dem Instagram Channel des Start-ups zu sehen ist. Auch sein Sohn bestätigte das Engagement seines Vaters in Belarus: „Ich kann Ihnen bestätigen, dass es Herrn Schweiger gut geht und dass er sich derzeit in Minsk befindet, um für Blockchain Sports vor der Kamera einen Werbespot zu drehen“, sagte er RTL.
Aktuell tourt Blockchain Sports mit einigen BMW-Rennwagen durch das Land und veranstaltet in verschiedenen Städten PR-Rennen mit Profifahrern aus Japan oder Australien. Diese lassen dabei spektakulär die Reifen durchdrehen und rauchen. In den vergangenen Tagen fanden auch Drehs an zentralen Orten in der Minsker Innenstadt statt. Diese wurden hierfür weitläufig abgesperrt, was annehmen lässt das die Chefs von Blockchain Sports einen guten Draht zu den autoritären Behörden von Diktator Alexander Lukaschenko haben.
Start-up wird von Investoren aus Saudi-Arabien unterstützt
Gegründet wurde Blockchain Sports vom belarussischen Unternehmer Dmitry Saksonov, der von finanzstarken Investoren aus Saudi-Arabien unterstützt wird. Das Unternehmen ist vor allem im Fußballsport aktiv, wo es digitale Sammelkarten (NFTs) mit den Daten von Fußballtalenten in der Blockchain anlegt, die dann verkauft werden. Ein neuer und umstrittener Profitzweig im Profifußball.
Hierzu betreibt Blockchain Sports in Brasilien Fußballakademien für junge Talente. Und das Start-up verpflichtet berühmte Ex-Fußballer als Werbebotschafter. Unter ihnen auch Ex-Nationalspieler Kevin Kurányi, der bereits im Sommer bei einem Spiel des Teams Blockchain Sports Football gegen den belarussischen Zweitligisten Uni X Labs Minsk in der belarussischen Hauptstadt war und dort gut gelaunte Selfies von der Tribüne machte.
Belarus ist totalitärster Staat Europas
Neben Fußball ist Blockchain Sports seit kurzem auch im Motorsport aktiv und dreht hierzu aufwendige Werbevideos. In diesen soll auch Til Schweiger zu sehen sein. Offenbar handelt es sich bei ihm um den „internationalen Superstar“, den Blockchain Sports schon vor ein paar Tagen auf seinem Instagram-Account ankündigte.
Das Management von Til Schweiger hat bislang nicht auf eine Anfrage zu den Werbevideos für das belarussische Start-up reagiert. Doch sein Engagement, im totalitärsten Staat Europas, in dem laut der Menschenrechtsorganisation Viasna aktuell über 1300 Menschen in politischer Haft sitzen und der 22-jährige Häftling Dzmitry Shlethauer erst vor kurzem im Gefängnis starb, dürfte für Kritik sorgen.