
Foto: Allison Dinner / EPA
Als Modeschöpfer Karl Lagerfeld einmal auf Heidi Klum angesprochen wurde, sagte er: »Die war nie in Paris, die kennen wir nicht.« Ein Satz, den man noch heute mit dem Designer und dem Topmodel verknüpft. Dabei hat die Kritik Heidi Klum, heute 51, damals offenbar sehr getroffen.
Für die frühere Modebranche sei sie immer »ein bisschen zu happy und zu kurvig« gewesen, sagte Klum dem »Stern« . Deswegen sei sie oft abgelehnt worden. Dazu seien dann Kommentare wie von Lagerfeld gekommen. »Das hat es mir nicht leichter gemacht«, sagte Klum. Denn: »Es stimmte vor allem nicht. Ich war schon in Paris. Ich habe mich bei vielen Designern vorgestellt, und obwohl ich sehr, sehr schlank war, wurde mir immer gesagt, ich wäre für die Pariser Mode einfach zu dick.«
Der damalige Standard sei noch dünner gewesen als Größe 36, erzählte Klum: »Man wurde dauernd auf eine Waage gestellt, und es wurden mir Pillen angeboten, um den Appetit zu zügeln. Ich war super ›in shape‹, schlank und sportlich, aber es reichte nicht.«
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Heidi Klum mit Ehemann Tom Kaulitz 2019 bei Valentino – in Paris
Foto: Charles Platiau/REUTERS
»Es war einfach die Zeit«
In ihrer Castingshow »Germany’s Next Topmodel« übernahm Klum später dann selbst die Schönheitsideale der Branche, daran mussten sich die Teilnehmerinnen messen. »Vor 20 Jahren gab es bestimmte Körpermaße, die für mich und für alle, die gern modeln wollten, einzuhalten waren«, sagte Klum dazu. Zu dünne Kandidatinnen habe man nicht mit auf die Reise genommen, außerdem müssten alle mit einem Psychologen sprechen: »Aber ja, die vom Business vorgegebenen Standards, auch die zur Körpergröße, haben wir in der Sendung eine ganze Zeit lang übernommen.«
Auf die Frage, ob sie das heute bereue, sagte Klum: »Es war einfach die Zeit.« Man habe aber Berater eingeladen, die den Frauen geholfen hätten, sich gesund zu ernähren. Auf traumatische Erfahrungsberichte früherer Kandidatinnen angesprochen, sagte Klum, die gleiche Erfahrung werde von Menschen unterschiedlich wahrgenommen. Sie habe auch viel Lob früherer Teilnehmerinnen bekommen. Bei den Dreharbeiten gebe es außerdem psychologische Hilfe. »Die Gesundheit der Teilnehmerinnen, auch die mentale, steht an erster Stelle.«
Mit einer großen Kritikerin hätte Klum sich nach eigener Aussage gern persönlich auseinandergesetzt. »Alice Schwarzer zum Beispiel«, sagte Klum: »Ich wollte, dass sie in unsere Show kommt, damit ich mich mit ihr über ihre Kritik austauschen kann. Sie hat immer abgelehnt. Was ich schade finde, denn sie ist eine Frau, die sich klar positioniert. Aber sie wollte die direkte Konfrontation nie.«
Schwarzer hatte Klum in ihrem Magazin »Emma« 2009 zum »Pascha des Monats« gekürt. »Diese stupsnasige und kaltschnäuzige Scharführerin peitscht Hunderte von naiven jungen Mädchen bislang Richtung Versandhaus-Katalog, wo auch Heidi selber einst brillierte«, hieß es da.
»Germany’s Next Topmodel« macht vor allem Heidi Klum und ihre Familie reich, nicht die Teilnehmerinnen. Werden diese wirklich so schlecht behandelt, wie einige von ihnen behaupten? Der SPIEGEL berichtete 2023 aus bis dahin geheim gehaltenen Verträgen. Mehr dazu lesen Sie hier .