Boris Becker baute in seiner Verteidigung auf Mitleid, stellte sich als finanziell naiven, aber im Grunde anständigen Jungen dar. Doch das Gericht ließ sich von ihm nicht für dumm verkaufen.
Ein Kommentar von Holger Ohmstedt, NDR
Sein wohl härtestes Match hat Boris Becker heute verloren. Nicht auf dem Center Court, sondern im Gerichts-Court. Er büßt nicht nur das letzte bisschen seines legendären Rufs ein, das noch übrig war, sondern auch seine Freiheit.
Die Verteidigungsstrategie des einstigen Tennis-Weltstars ist nicht aufgegangen. Er baute auf Mitleid, stellte sich als finanziell naiven aber im Grunde anständigen Jungen dar. Doch das Gericht ließ sich von ihm nicht für dumm verkaufen. Die Richterin nahm ihm nicht ab, dass seine Intelligenz gerade mal bis zur Grundlinie reicht.
So gezielt wie Becker die britische Insolvenzbehörde seit fünf Jahren an der Nase herumführte, konnte er nicht so blöd sein, wie er es der Jury weismachen wollte.
Eine Warnung an andere Spitzensportler
Obwohl offiziell insolvent und mittellos führte Becker in London bis heute Abend ein Leben in Saus und Braus und verbarg seinen protzigen Lebensstil auch nicht vor der Öffentlichkeit. Boris Becker ist nicht damit durchgekommen, dass er auch mit 54 Jahren noch keine Verantwortung für sein Leben übernehmen wollte.
Keiner bleibt ewig der kleine Junge, der nur spielen will. Die Verurteilung ist eine Warnung an andere Spitzensportler, die glauben, sie kämen mit Steuerhinterziehung oder mit Schmiergeldgeschäften etwa für eine WM-Vergabe auf Dauer durch.
Redaktioneller Hinweis
Kommentare geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder und nicht die der Redaktion.