Das Ergebnis: Zumindest auf das Selbstwertgefühl der jungen Frauen hatte das Anschauen der Casting-Show keinen Einfluss, sagt Vocks. Auf das Selbstbild aber sehr wohl: “Es hat sich gezeigt, dass sowohl die Frauen mit selbstberichteter Essstörung als auch die Frauen ohne Essstörung von Beginn einer Folge bis zum Ende der Folge unzufriedener mit dem eigenen Körper waren.”
Stärkere Unzufriedenheit mit Essstörung
Insbesondere bei den Frauen mit Essstörungssymptomen sei das Ausmaß der Unzufriedenheit im Verlauf der Staffel stärker angestiegen. Bei ihnen habe sich auch die Stimmung während der Sendung verschlechtert, bei den gesunden Frauen jedoch nicht. Außerdem habe die Wahrnehmung der Diskrepanz zwischen dem eigenen und dem verinnerlichten Ideal eines optimalen Körpers im Verlauf der Staffel zugenommen.
Was also rät die Forscherin? Sollten Betroffene die beliebte Show lieber meiden? “Insgesamt muss man sagen, dass die Effekte klein sind. Sie sind statistisch signifikant, aber klein”, so die Psychologie-Professorin. “Aber nichtsdestotrotz sollten sich Personen, die mit dem Essverhalten oder mit dem Körperbild besondere Schwierigkeiten haben, überlegen, ob sie Sendung schauen möchten oder nicht.” Und wenn sie die Castingshow schauten, so die Forscherin, dann sollten sie versuchen, eine kritische Distanz zum Gezeigten aufzubauen.
Denn Essstörungen seien zwar multifaktoriell – also durch mehrere Faktoren beeinflusst – aber “Germany’s next Topmodel” könne durchaus dazu beitragen, dass junge Frauen sie entwickeln oder aufrechterhalten, schlussfolgert Vocks. Betroffene müssten sich dessen bewusst sein, dass sie besonders gefährdet sind, sich vom schönen Schein blenden zu lassen.