Der Profisport ist ein schnelllebiges Geschäft und so ist es nur vernünftig, dass die deutschen Basketballer in den vergangenen Wochen lieber in die Zukunft als in die Vergangenheit schauen wollten. Die Olympischen Spiele stehen vor der Tür und damit die Chance auf den dritten großen Erfolg in drei Jahren.
Am Mittwoch war an einem Rückblick auf den vergangenen Spätsommer aber kein Vorbeikommen. Am Abend war die Nationalmannschaft der Männer bei Bundeskanzler Olaf Scholz zu Gast, zuvor wurden die deutschen Basketballer im Schloss Bellevue von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für den Gewinn der Weltmeisterschaft 2023 mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt. Trainer Gordon Herbert erhielt das Bundesverdienstkreuz.
„Ich danke Ihnen für die Inspiration – ich könnte auch sagen: für das Basketballfieber, mit dem Sie so viele junge Menschen angesteckt haben. Seit September 2023 erleben wir einen Boom, wie ihn vielleicht zuletzt Boris Becker mit seinem Sieg in Wimbledon in den 1980er Jahren beim Tennisspiel ausgelöst hat. Das ist vielleicht genauso so wichtig wie eine goldene Medaille und ein silbernes Blatt“, sagte Steinmeier und wünschte dem Team viel Glück in Paris.

Bevor die DBB-Auswahl zu Olympia aufbricht, steht aber noch ein besonderer Basketballfeiertag in Berlin an. Am Freitag treten die Nationalmannschaften der Männer und Frauen zum ersten Mal gemeinsam im Rahmen eines Doppelspieltags an. Den Anfang in der Arena in Friedrichshain macht um 17.15 Uhr das Team von Bundestrainerin Lisa Thomaidis gegen Nigeria, anschließend treffen Dennis Schröder, Franz Wagner und Co. um 20 Uhr auf Japan.
„Der Double Header ist wichtig für unsere Anerkennung, für die Gleichberechtigung. Da muss sich noch ganz viel tun“, sagte Centerspielerin Marie Gülich zu dem gemeinsamen Spieltag. Dies sei auch eine Möglichkeit für beide Teams, sich besser kennenzulernen und zu vernetzen.
Wie positiv sich das auswirken kann, weiß Johannes Thiemann. Bei Alba Berlin hat er das immer enger werdende Miteinander von Frauen- und Männerteam in den vergangenen Jahren hautnah miterlebt und einige Male auf der Tribüne mit den Kolleginnen mitgefiebert. „Auch für mich ist der gemeinsame Auftritt etwas Besonderes“, sagte Thiemann, der seine Karriere nach Olympia in Japan fortsetzt.

Abgesehen von den zwischenmenschlichen Aspekten und der Wirkung im Sinne der Gleichstellung hat der Freitag aber vor allem eine hohe sportliche Bedeutung. Für die Männer ist es der vorletzte Test vor der Reise nach Paris, wo es am 27. Juli ernst wird, erneut gegen Japan. Die Generalprobe findet am kommenden Montag in London gegen die US-amerikanische Starauswahl statt.
Die Frauen spielen vor Olympia noch zweimal und das ebenfalls in London. Am Sonntag geht es gegen Gastgeber Großbritannien, am Dienstag folgt das Duell mit Goldfavorit USA, bevor die deutschen Basketballerinnen am 29. Juli gegen Belgien zum ersten Mal überhaupt in ein olympisches Turnier starten.
Schon die Teilnahme bezeichnete Satou Sabally als großen Traum und opferte sich im Qualifikationsturnier im brasilianischen Belem dafür auf. Die Schulterverletzung, die sich die Berlinerin dabei im Februar zugezogen hatte, musste operiert werden und seitdem hat die beste deutsche Basketballerin kein Spiel mehr bestritten. Es herrscht Optimismus, dass sie bis zum Olympiastart wieder fit wird, in Berlin wird sie aber nicht auf dem Feld stehen.

Das gilt aller Voraussicht nach auch für ihre Schwester Nyara Sabally und Leonie Fiebig, denn die Spielerinnen aus der US-Profiliga WNBA stoßen erst kurz vor dem Spiel zum Team. Mit Maodo Lo, Niels Giffey sowie den Wagner-Brüdern Franz und Moritz ist für Berliner Beteiligung dennoch gesorgt.
Und dann ist da ja auch noch Dennis Schröder, der aktuell in großer Mission unterwegs ist. Der DBB-Kapitän und NBA-Profi ist einer von drei männlichen Kandidaten als deutscher Fahnenträger bei der olympischen Eröffnungszeremonie. Diese Ehre wurde zuvor erst einem Basketballer zuteil: Dirk Nowitzki 2008 in PekingMehr Basketball bei Tagesspiegel Plus
„Deutschland so repräsentieren zu können mit meiner Herkunft, meiner Mum aus Gambia, wäre enorm. Das würde ein Statement setzen, als Dunkelhäutiger die Fahne zu tragen“, sagte Schröder der dpa. Beim Länderspiel in Berlin kann er noch mal Werbung in eigener Sache machen.