Wenn Kandidat Pierre nicht gerade versucht, “Germany’s Next Topmodel” zu werden, arbeitet er bei einer Bank – dieser Umstand macht ihm nun schwer zu schaffen. Denn: Er muss in einer Unterhose aus Latex auf den Laufsteg. Der 22-Jährige sieht seinen Ruf bereits ruiniert.
In der aktuellen Folge von “Germany’s Next Topmodel” (immer mittwochs und donnerstags bei ProSieben) stellt Heidi Klum einige ihrer männlichen Nachwuchs-Models vor eine schier unlösbare Aufgabe: Was um Himmels Willen sind “Smokey Eyes” und wie kann man sie herstellen? “Ich kann mich absolut nicht schminken!”, stöhnt ein Kandidat, ein anderer sieht direkt seine Männlichkeit bedroht. Noch einer pinselt sich die Fingernägel schwarz an – mit Kajal.
Der Grund für die Aufregung: Kurz nach dem Einzug in die Model-Villa will die 51-Jährige große Gefühle sehen: Wie schon die Frauen in der Vorwoche sollen nun die Männer beweisen, dass sie auf Knopfdruck Tränen fließen lassen können. Ryan winkt ab: “Ich weine nie. Ich bin irgendwie so ein Block”, so der 22-Jährige. Felix L. aktiviert seine Tränendrüsen zuverlässig, wenn er an seinen Lieblingsfilm “Gran Torino” von Clint Eastwood denkt: “Der bringt mich jedes Mal zum Heulen.”
Hatte die Klum ihre Meeeedchen vergangene Woche noch ermahnt, sie sollten “ein wenig hübscher weinen”, empfindet sie beim Anblick der kajalverschmierten Männer-Gesichter nur Freude: “Wie kann man denn so schön aussehen beim Weinen? Das sieht irgendwie hottie aus!”, sagt sie.
Rankin wirft Kandidat beim Videodreh raus
Irgendwie “unhottie” findet ihr Lieblingsfotograf Rankin dann den Auftritt von Staffel-Jüngling Moritz: Der 18-Jährige soll neben Heidi Klum und ausgewählten Mitbewerbern Party machen für den Trailer zur aktuellen Staffel, doch Rankin motzt: “Hol’ ihn raus, das klappt nicht”. Moritz schätzt seine Tanz-Skills realistisch ein (“Die sind jetzt nicht zehn von zehn”), hakt die Niederlage aber schneller ab, als Heidi “hottie!” sagen kann. “Ja, es war schlecht, aber das ist jetzt nicht das Ende der Welt”, so Moritz tiefenentspannt. Beim Auftritt auf dem Catwalk kommt ihm seine gechillte Art zugute: Klum und ihre Gastjuroren Catherine Deneuve und Male Model David Gandy sind schwer beeindruckt.
Auch von dem Catwalk: Der ist laut Heidi Klum “einer der spektakulärsten, die es bei GNTM je gab”. Produktionsmitarbeiter mussten 20 Tonnen Kopfsteinpflaster verlegen, zusätzlich haben sie mit 2.000 Litern Wasser künstliche Pfützen angelegt – das hätte man in jeder deutschen Kleinstadt günstiger bekommen können, aber Heidi bestimmt bei GNTM die Regeln und die Outfits. Die Nachwuchsmodels bekommen Korsetts und Latex-Höschen verpasst – wer das Design gemacht hat, fällt dieses Mal irgendwie unter der Tisch.
Dafür plädiert Heidi Klum abermals für Diversity: “Als Mann ein feminines Outfit zu tragen, ist eine coole Chance, mit Genderrollen zu spielen und ein starkes persönliches Statement zu setzen”, sagt sie. Der Reality-TV-erfahrene Ryan fremdelt: “Ein Korsett? Das kenne ich nur von meiner Freundin”, sagt er und gibt zu Protokoll, dass er sich den Job als Male Model anders vorgestellt habe, nämlich “dass man seine Männlichkeit zeigen soll”.
“Wirkt wenig professionell”: Bankkaufmann fürchtet um seinen Ruf
Ein bisschen zu viel Männlichkeit muss unterdessen Mitbewerber Pierre zeigen – findet der 22-Jährige. Sein Outfit besteht aus einem langen Mantel, unter dem er nicht viel mehr trägt als eine Latex-Unterhose. Der Österreicher sorgt sich um seinen Ruf – im echten Leben ist er (noch) Bankkaufmann: “Wenn das mit GNTM in die Hose geht, bin ich ja bei der Bank und muss dort Leistung bringen. Da wirkt es einfach weniger professionell, wenn mich Leute mit einer Latexunterhose gesehen haben – ich würde so was niemals privat anziehen!”, beteuert er.
Auf Verständnis von Heidi Klum kann er jedoch nicht hoffen: “Natürlich kommt es mal vor, das man sich in einem Outfit nicht zu 100 Prozent wohlfühlt, ich kenne das auch”, sagt die 51-Jährige. “Die Kunst liegt aber darin, genau das zu überspielen – that’s the job!”
Am Ende reicht es für Pierre trotz Unbehagens – er bekommt seine Modelmappe überreicht. Konstantin aus Möhringen, J.J. aus Mönchengladbach und Enis aus Schweinfurt sind hingegen nicht weiter: Der eine sei “wie ein D-Zug über den Laufsteg gerast”, krittelt Klum, die beiden anderen waren hingegen wie in Zeitlupe unterwegs. Böse Worte verliert jedoch keiner der Kandidaten nach dem Aus – noch herrscht allerorten eine innige “Bromance” unter den Männern, die Model werden wollen.