Die Wahl ist gelaufen, das Land schaut nach vorne, nur wir schauen noch kurz zurück. Und zwar auf einen der 200 Deutschen, die am Tag vor der Wahl via „Bild“ verrieten, wen sie wählen. Er stimme für die CDU, bekannte da Siegfried Hoppe aus Garbsen, und er hoffe, sie werde zusammen mit der FDP regieren: „Dann hört es endlich auf, dass jede Woche ein neues Schwein durchs Dorf getrieben wird.“ Was uns daran verwundert hat: Herr Hoppe ist Metzgermeister.
Dass sich ausgerechnet ein Metzger daran stört, dass man Schweine durchs Dorf treibt, lässt sich allerdings, wenn man drüber nachdenkt, nachvollziehen: Ein Schwein schließlich gehört nicht ins Dorf, sondern in den Stall oder in die Fleischtheke. Auf die FDP, die vom Wähler arg ausgebeint wurde, kann Merz nun nicht zählen und muss sogar damit rechnen, dass er selbst bald durchs Dorf getrieben wird: Die AfD wetzt schon ihre Messer, und Weidel kündigt im Geiste Gaulands an, die Gegner „jagen“ zu wollen (das dann allerdings mit ausgestreckter Hand). Dazu fiele uns jetzt ein Wortspiel ein, Weidelmannsheil – das klänge aber ein wenig nach Hitlergruß, und den darf man, wie Weidels Buddy Elon Musk, nur in Amerika ungestraft zeigen. Und was sagt eigentlich zu alledem Markus Söder, der ja jeden Tag eine neue Bratwurst durch Instagram treibt?
Nie auf Frauen herabgeschaut
Auch nicht schön ist das Body- beziehungsweise Faceshaming, das in „Bild“ Franz Josef Wagner bei Friedrich Merz vornimmt: „Er hat Augen wie Murmeln, eine hohe Stirn, seine Lippen sind eher hart.“ Haben Sie, Wagner, Merzens Lippen überhaupt mal angefasst – und, bei allem Respekt, mal in den Spiegel geblickt? Allzu angefasst ist Merz ob solcher Sprüche hoffentlich nicht. Gut hingegen wird es ihm tun, in „Bunte“ aus dem Munde seiner Frau Charlotte den Satz zu lesen: „Er hat nie auf Frauen herabgeschaut.“ Was eine umso größere Leistung ist, als Merz 1,98 Meter misst.
In diesem Kontext zitiert „Bunte“ auch, was Merz selbst mal äußerte: „Ich käme nie auf die Idee zu sagen: Meine Frau hält mir den Rücken frei. Ein schrecklicher Satz!“ Aber ebenjener Satz, den gern Männer von sich geben, die unbehelligt von Ehefrau, gemeinsamem Haushalt und Kindern Karriere machen – und den, wie wir einem alten „SZ“-Beitrag entnehmen, unter anderem im Jahr 2002 Edmund Stoiber gesagt hat. Wenn Merz da nicht wieder Ärger mit Söder kriegt!
Glücklich lächelnd in Berlin
Die Klatschpresse fahndet weniger nach Schweinen im Dorf als nach Prominenten in der Stadt, auch da braucht es jede Woche was Neues. „Bunte“ macht diesmal auf mit Simone Thomalla, die – wie sie gerade in „Bild“ bekannt gegeben hat – einen neuen Partner hat. „Und so konnten erst vor wenigen Tagen Spaziergänger in Berlin beobachten, wie Simone Thomalla glücklich lächelnd am Arm eines attraktiven Begleiters durch die Straßen flanierte“, lässt uns „Bunte“ wissen. „Sie gingen einkaufen, besorgten ein paar alltägliche Dinge im Supermarkt – und schlenderten dann zurück zu Simone Thomallas Wohnung.“ Was die Spaziergänger offenbar so faszinierte, dass sie ihnen im Supermarkt in den Einkaufswagen schauten und bis zur Wohnung folgten. Als Quelle des Beweisfotos nennt „Bunte“ übrigens eine einschlägig bekannte Paparazzi-Agentur; was für ein Zufall, dass ausgerechnet von denen dort jemand einen Spaziergang macht, gerade wenn Thomalla mit neuem Freund vorbeiläuft.

Um zwei Begleiter Heidi Klums bangt „Das neue Blatt“, nämlich um „zwei reinrassige Deutsch-Kurzhaar-Jagdhunde“, die sie ihrem Mann Tom geschenkt hat. Die Tiere brauchten „Bewegung, Training und eine Aufgabe“, dienten Klum aber angeblich eher als „schicke Accessoires, die sich perfekt in ihr Hochglanzleben einfügen“ – darin ihrem Ehemann nicht unähnlich: „Auch der Tokio-Hotel-Gitarrist wirkt auf gemeinsamen Fotos oft wie ein Dekorationsstück.“ Da hoffen wir, dass sich für alle Beteiligten eine Lösung und eine Aufgabe finden lässt, für die Deutsch-Kurzhaar-Hunde ebenso wie für den Deutsch-Langhaar-Mann.
Alle Aufgaben selbst übernimmt in der Regel Vivian Rosberg, Ehefrau des Ex-Rennfahrers Nico. „Also wenn bei uns zu Hause eine Glühbirne kaputt ist, dann warte ich extra, bis die Mädchen aus der Schule kommen, damit sie zuschauen können, wie die Mama die Glühbirne wechselt oder etwas anderes repariert. So etwas macht bei uns nämlich nicht Nico, sondern ich“, teilt sie „Gala“ mit. „Ich möchte, dass die Mädchen das Gefühl haben, sie können nach den Sternen greifen und alles in ihrem Leben erreichen.“ Sehr löblich – und dass sie dazu womöglich das Gefühl bekommen, dass Väter eher unnütze Wesen sind, die nicht mal eine Glühbirne gewechselt kriegen, lässt sich sicher in Kauf nehmen.
Doch noch einmal zurück zur Politik. Dieses Metier wieder populärer und cooler zu machen, hat sich offenbar „Bild“ zum Ziel gesetzt – und schreibt nicht Koalitionsgespräche, sondern „Koa-Gespräche“ und: „Koa-Krimi beginnt“. Da denkt wirklich niemand mehr an gehetzte Schweine, sondern an süße Koalas, die auf Goa Yoga machen. Und selbst von Söder hört man koanen Mucks mehr.