GNTM-Kolumne: Schöner Heulen mit Heidi Klum

GNTM-Kolumne:
„Du siehst aus wie Kaia Gerber, weißt du, von Cindy die Tochter!“
Von Marie von den Benken
Zwiebel für die Tränchen: Valeria (von links), Daniela und Natali üben das Weinen

Schöner Heulen mit Heidi Klum: Bei der Topmodelsuche wird es emotional. Reichen Zwiebeln, um schöne Tränen laufen zu lassen? Und was macht man als Model, wenn einem die Klamotten zu freizügig sind?

Während die Mittwochs-Sonderedition für männliche Absolventen der „Fachhochschule Klum für angewandte Laufstegwissenschaften“ die Quotenautobahn weiterhin nicht als Ferrari, sondern als Fahrrad runterbrettert, bleibt die traditionelle Mädchen-Edition am Donnerstag in der Publikumsgunst stabil. Noch hat man zwar in der Pro7-Chefetage keine überlebensgroße Platin-Statue von Heidi Klum in Auftrag gegeben, die man in euphorischer Dankbarkeit der Stadt Bergisch-Gladbach schenken möchte, aber immerhin zeigt sich das Mädchen-GNTM sogar quotenresistent gegen den letzten Prä-Wahl-Schlagabtausch „Die Schlussrunde“. Damit das so bleibt, plant Klum eine inhaltliche Revolution: „Diese Woche wird es emotional!“, erklärt sie bereits im Vorspann zu Deutschlands zweitwichtigstem Modelcasting nach der neuen CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Da liegt der Frauenanteil bei etwa 22 Prozent. Der liegt in Berlin normalerweise sogar in Männersaunen höher. Eiderdaus denkt man da blitzartig: Emotionen? Na sowas. Wo es bei Klum doch sonst so rational zugeht.

Übungs-Laufsteg in der Model-Großraumdisco

Der Euphorierausch der 25 auserwählten Endrunden-Dramaqueens beginnt bereits unmittelbar nach dem Öffnen der Tür zu ihrer Übergangsbehausung für die nächsten Wochen im Laufsteg-Qualifikationsmodus. Für die quadratmetergroßzügige 25-Frau-WG scheint Pro7 offenbar einen alten Flugzeughangar mit Lounge-Ausschussware eines benachbarten Möbelhauses in den fancy Trendfarben Durchfallbraun und Zahngelb bestückt und um einige berufsrelevante Sonderanfertigungen ergänzt zu haben. So findet sich im Trainingsbereich der Model-Großraumdisco unter anderem ein Übungs-Laufsteg, auf dem jederzeit ein olympischer 400-Meter-Lauf absolviert werden könnte.

Neben 25 verzückt kreischenden Final-Aspirantinnen reibt sich während der Erstinspektion der offiziellen Unterkunftssituation vor allem die Energieversorgerbranche die Hände. Der Klum-Hangar im Münchener Umland hat den Co2-Fußabdruck eines chinesischen Kohlekraftwerks. Um die knapp 34.000 Quadratmeter Zickenkrieg-Loft heizungssicher über den Winter zu bringen, fallen Energiekosten in der Größenordnung eines durchschnittlichen EU-Mitgliedstaates an.

Ausgefallene Kleidung gehört zum Modeln: Heidi Klum (rechts) mit Romee Strijd
Ausgefallene Kleidung gehört zum Modeln: Heidi Klum (rechts) mit Romee StrijdProSieben/Daniel Graf

Die für den Erstbezug auserkorenen Runway-Streberinnen verbringen den Rest des Tages damit, ihren neuen Exaltations-Mittelpunkt im Detail zu erforschen: „Das sieht aus wie ein Möbelhauskatalog! Wir haben sogar … Äpfel!“ Potzblitz: Kernobstgewächse. Da reibt sich auch der Zuschauer an den Bildschirmen irritiert die Augen. Modelsender Pro7 hat wirklich an nichts gespart. Sogar Heidi Klum bewundert die Vitaminoffensive ihres Haussenders: „One Apple a day keeps the doctor away!“ Während dieser angelsächsischen Volksweisheit erklingen die Töne eines Taylor-Swift-Hits. Für Dr. Alban scheint der Spruch also schon mal zu stimmen.

Ein Sack Zwiebeln für die Tränen

Den grenzenlosen Freudentaumel der zartbekleideten Haute-Couture-Träumerinnen kann selbst ein Blick in die Massennasszellen nicht trüben. Für das interne Hygieneparadies hat der Pro7-Interieur-Beauftragte einige Meter Duschzellenreste günstig aus der Insolvenzmasse eines nahegelegenen Campingplatzes rausgekauft. Für diesen zum Leben erweckten Hochglanzprospekt für Wohlfühloasen-Accessoires ist offenbar der Löwenanteil des Produktionsbudgets bereits dem bayrischen Bruttoinlandsprodukt in den Rachen geschoben worden. Für MakeUp-Artists jedenfalls hat es nicht mehr gereicht. Zum am Folgetag geplanten Qualifikations-Shoot-Out für die große GNTM-Werbekampagne soll sich die Belegschaft der neu zusammengestellten Zwangs-WG daher mit selbstgeschminkten Smokey-Eyes einfinden. Um die für die angestrebten Emotionsbilder notwendigen Tränenmeere zu provozieren, hat Heidi Klum ihrer Mannequin-Nationalmannschaft eigenhändig wertvolle Hilfsmittel mitgebracht: Einen Sack Zwiebeln. Ein fantastischer Moment. Schöner kann es eigentlich nur noch werden, wenn Klum nächste Woche ein Pool-Shooting anberaumt und dafür 25 Paar Schwimmflügel mitbringt.

Spitze und Blüten:  Jess (von links nach rechts), Canel, Lisa B., Stella und Aaliyah in ihren Laufsteg-Outfits
Spitze und Blüten: Jess (von links nach rechts), Canel, Lisa B., Stella und Aaliyah in ihren Laufsteg-OutfitsProSieben/Daniel Graf

Um sich für die Schluchz-Festspiele adäquat zu stärken, erinnert sich Noch-Kindergärtnerin Aaliyah an einige Poesiealben-Weisheiten aus der Ernährungspyramiden-Lyrik. Darunter: Frühstück ist das Sprungbrett in den Tag. Und Aaliyah springt direkt vom Zehner: „Ich liebe es, mir morgens einfach so ‘ne Gurke reinzuschieben.“ Es dauert zwar einige Sekunden plus diverse fragende Blicke der umsitzenden Mitspringerinnen, aber dann springt sogar bei Aaliyah der Frivolitätsdetektor an. Kichernd trollt sie sich vom Esstisch und diktiert als ablenkende Übersprungshandlung lieber ihr persönliches Showcredo in die Interviewkameras: „Ich hoffe, dass ich durch GNTM als Model arbeiten kann und nicht mehr in die Kita zurückmuss!“ Toll, dass sie nun hier die Ausnahmegelegenheit erhält, sich beruflich zu verändern. Vor allem, wo es doch auf der Welt nur zwei verschiedene Jobs gibt: Kindergärtnerin oder Model.

„Sei mal etwas hübscher beim Weinen!“

Im Flenn-Set rufen die Shoot-Out-Heulkandidatinnen dann mehr oder weniger authentisch ihre spontanen Wimmer-Fähigkeiten ab. Das gelingt nicht allen, vor allem nicht in Tateinheit mit optischer Kompletteleganz. Laura etwa wird von Beautyzerfließ-Expertin und (Achtung!) Weinkönigin Heidi Klum barsch zurechtgewiesen: „Sei mal etwas hübscher beim Weinen!“ Bei GNTM heißt es also nicht mehr nur „Heul leise“, sondern modelevolutioniert inzwischen „heul schöner“.

Marie hingegen hadert derweil mit ihrem Selbstwertgefühl: „Ich habe Schwierigkeiten, mit meinem Selbstbewusstsein!“ Ding-Dong. Buzzword-Alarm im Modelparadies! Empowerment-Koryphäe Heidi Klum schüttelt in solchen Situationen stets postwendend zielsicher das passende Aufbauprogramm aus dem Supportärmel: „Warum? Ich sehe doch was in Dir! Glaube mehr an dich! Auf Bildern siehst du aus wie Kaia Gerber, weißt du, von Cindy die Tochter!“ Da spürt man die Superprofessionalität, die dieses Format ausmacht. Davon schneide ich mir umgehend eine Scheibe ab, laufe für den Rest des Jahres durch Berlin und spreche jede blonde junge Frau mit blauen Augen und Pferdeschwanz an: „Du siehst aus wie Leni Klum, weißt du, von Heidi die Tochter!“

Nachtfalter beim Schmetterlingswalk
Nachtfalter beim SchmetterlingswalkProSieben/Daniel Graf

Bevor die Shoot-Out-Gewinnerinnen mit Klum die Studio-Disco stürmen, gibt es noch ein paar Perlen aus der O-Ton-Sammlung. Stella beispielsweise begeistert mit einem Ausflug in die Fertilitäts-Theorie: „Meine Mutter war schwanger mit mir und deshalb bin ich jetzt hier!“ Gewagte These, aber wissenschaftlich solide untermauert. Andere junge Frauen auf der Welt träumen von Weltfrieden, der großen Liebe, finanzieller Sicherheit oder langfristiger Gesundheit. Bei Kandidatin Lucia sieht es ähnlich elementar aus: „Ich bin in einer Werbekampagne neben Heidi Klum, das ist alles, was ich mir jemals erträumt habe!“ Umgekehrt trifft das vermutlich nicht zu, aber die Modelbranche ist eben ein Minenfeld. Oder wie Staffel-Philosophin Svenja weiß: „Wer glaubt, dass Modeln einfach ist, ist auf einem ganz falschen Holzweg!“ Wie man zurück auf den richtigen Holzweg finden könnte, verrät sie nicht.

„Ich konnte mir die Schritte nicht merken!“

Als endlich der Choreograph für die Opener-Tanzszenen auftaucht, ist auch Stella wieder auf Betriebstemperatur: „Ich konnte mir die Schritte nicht merken!“ Der extra angereiste Tanzlehrer hat aber Insidertipps: „Denke einfach immer: hoch, tief, hoch, tief!“ Sofort spürt man Stellas Erleichterung. Tief denken kann sie! Um die GNTM-Tanzcrew bis zum Anschlag zu motivieren, verrät Heidi Klum ein wohlgehütetes Dancefloor-Geheimnis: „Die Musik für den Opener ist ‚Vogue‘, und das ist nicht nur eine Modezeitschrift, sondern auch eine Art zu tanzen!“ Absolut! Das ist wie mit ‚Der Spiegel‘. Das ist nicht nur ein Politmagazin, sondern auch eine glattreflektierende Fläche, auf der das einfallende Licht nach dem Reflexionsgesetz seine Parallelität behält und somit ein Abbild entstehen lässt.

Daniela in der plüschigen Kreation von Kevin Germanier
Daniela in der plüschigen Kreation von Kevin GermanierProSieben/Daniel Graf

Um auf der Tanzfläche so authentisch wie möglich zu wirken, behält Klum das DIY-Konzept bei: „Heute heißt es: Zeig mir, wer du bist! Meine Models sollen selbst entscheiden, was sie im Opener tragen und mir damit noch mehr von ihrer Personality zeigen!“ Außer halt, ihre Personality entscheidet sich, obenrum nur einen silbernen Glitzer-BH zu tragen. Da greift schnell eine Hundertschaft der Freizügigkeits-Polizei ein und wirft Katharina aus Wien eine paillettenbesetzte Rettungsjacke über. Der Opener bleibt auch für Magdalena unvergessen: „Dass ich mit Heidi shooten durfte, geht in die Geschichte meines Lebens ein“. Kurz nach der Episode, als sie mal in derselben Pommesbude gegessen hat, wie vorher Oliver Pocher.

„Ich habe mich gefühlt wie eine kleine Schildkröte!“

Zum Final Walk greift dann auch Designer Kevin Germanier ins Geschehen ein. Der mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsene Schweizer lebt mittlerweile in Paris und spricht deshalb mit den deutschen Models englisch mit französischem Akzent, bei dem er besonderen Wert auf die Wortendungen legt: „I worked for Lady Gagá or Rhianná!“ Darum mag er auch GNTM so gerne. Aus der 18. Staffel zum Beispiel Selmá, oder Gewinnerin Stefanie Giesingá. Seine Kreationen sind weitestgehend textilfreie Kleidungsattrappen, die mehr zeigen als verhüllen. Das gefällt einigen köperstolzen Teilzeitexhibitionistinnen, vielen aber nicht. Denkmonster Stella etwa hadert: „Man zeigt Dinge, die vielleicht nur für den Liebsten sind!“ Kevin Germanier ist entsetzt. Sein Gesichtsausdruck sagt: „Dann solltest du vielleicht besser Busfahrerin werden!“ Sein Mund hingegen bleibt diplomatischer: „Sie sollte nicht vergessen, dass das ein Job ist, für den man als Model bezahlt wird!“

Auf dem Laufsteg steigen die Kevin Germanierten Halbnacktmodels dann aus einem überdimensionierten Kokon, der auf den ersten Blick wirkt wie eine riesige Vulva. Das wird lustig, wenn sich die Male-Models nächste Woche dann an gleicher Stelle von einem riesigen Dildo auf den Runway abseilen. Während Sprachlogiker Germanier sich „einen Schmetterlingswalk“ wünscht, ist es erneut Stella, die all-in geht: „Ich habe mich gefühlt wie eine kleine Schildkröte!“ Kleiner Flora und Fauna Fauxpas, klar, aber ich sehe das wie Modelikone Andy Möller: Schildkröte oder Schmetterling, egal – Hauptsache Säugetiere. Auch Heidi Klum hat einen Ratschlag. Auf dem Laufsteg ist es nämlich wie im Buddhismus: „Man muss die Mitte finden!“

Am Ende kärchert Klum dann aber doch noch einmal brutal durch. Stella ist da bereits per Fotoübergabe im abgesicherten Modus, für Angelina, Marlene, Leila, Jess und sogar Teilzeit-Kaia-Gerber Marie ist jedoch bereits diese Woche wieder Feierabend in der Modellagerhalle. Wer es kommende Woche nicht zurück ins Apfelparadies schafft, das verrate ich dann exklusiv hier. Bis dann!

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