“Times”-Interview Boris Becker spricht über Netflix-Show, Politik und teure Scheidungen

© Jacovides-Moreau / Bestimage / Imago Images
Im Interview mit der britischen Tageszeitung “The Times” reflektiert Boris Becker sein Leben. Es geht um seine Teilnahme an der Netflix-Show “Bear Hunt – Die Promi-Jagd”, seine Finanzen und die deutsche Politik.
Er kampiert in einer Hütte am Strand, wandert bei sengender Hitze durch den Urwald und paddelt im Boot durch einen Fluss mit Krokodilen: Ex-Tennisprofi Boris Becker ist aktuell in der Netflix-Serie “Bear Hunt – Die Promi-Jagd” zu sehen. Im Dschungel von Costa Rica müssen zwölf Prominente ums Überleben kämpfen und dürfen nicht von dem Abenteurer Edward Michael “Bear” Grylls gefangen werden. Bisher hatte Becker alle Anfragen zu Auftritten in Reality-TV-Formaten abgelehnt. “Jedes Jahr werde ich angerufen, wenn es um Formate wie ‘I’m a Celebrity’ und ‘Big Brother’ geht. Und jedes Jahr sage ich nein. Ich bin nicht der klassische Reality-Show-Typ”, erzählte er der britischen Tageszeitung “The Times”.
Dass er trotzdem bei dem Abenteuerformat mitgemacht hat, erklärte er so: “Für mich ging es darum, aus meiner Komfortzone herauszukommen. Ich habe noch nie in einem Zimmer mit zehn Fremden geschlafen; ich war noch nie von Schlangen oder Krokodilen umgeben. Und in meinem Alter will ich mich immer noch selbst herausfordern, will Dinge tun, die ich noch nie getan habe.” Der Ausflug in die Wildnis war für Becker von kurzer Dauer: Direkt zu Beginn rutschte er im Gelände aus und zog sich einen Meniskusriss und eine Dehnung des Innenbandes zu. Auf Anraten der Ärzte musste er die Show vorzeitig verlassen.

Aufgeben, das sei eigentlich nicht sein Ding, sagte Becker der “Times”. “Ich glaube, man verliert nie seinen Wettbewerbsinstinkt. Man will nicht als Erster rausgehen. Vielleicht muss man nicht unbedingt gewinnen, aber man will auf keinen Fall Letzter werden. Das liegt in meiner Natur. Alles, was ich tue, will ich gut machen”, so der 57-Jährige. Dass es in seinem Leben neben vielen Höhen auch zahlreiche Tiefen gab, habe er akzeptiert. 2022 wurde Becker in Großbritannien wegen Insolvenzverschleppung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt und musste sieben Monate davon absitzen.
Boris Becker: “Scheidungen sind teuer. Selbst für sehr reiche Leute”
“Natürlich ist es sehr peinlich, und natürlich schämt man sich, aber man darf sich nicht selbst bemitleiden. Wenn man sich wie ein Opfer fühlt, wird man es nie schaffen. Ich habe mich nie als Opfer gefühlt, und schon sehr früh habe ich versucht, die Verantwortung für meine Taten zu übernehmen, im Guten wie im Schlechten. Ich gebe niemandem die Schuld”, sagte Becker. Seine finanziellen Probleme, so hat er es schon oft erzählt, resultierten auch daraus, dass er den falschen Personen vertraut habe. Und er räumte ein, dass seine beiden Scheidungen sowie der Unterhalt für seine Kinder ihn teuer zu stehen kamen. “Scheidungen sind teuer. Selbst für sehr reiche Leute. Kinder sind teuer. Ein bestimmter Lebensstil ist auch teuer. Es gibt also nicht nur ein Problem. Es ist eine Kombination aus vielen”, erklärte Becker.

© DPA / Picture Alliance
Zurück Weiter
Boris Becker ist besorgt über die deutsche Politik
Trotzdem hat er im September 2024 zum dritten Mal geheiratet. Im italienischen Portofino gab er seiner Lebensgefährtin Lilian de Carvalho Monteiro das Jawort. Über die Hochzeit sagte Becker: “Für mich war das eine ganz natürliche Entscheidung, und ich bin froh, dass sie das genauso sieht. Wir lebten bereits wie Mann und Frau, also war der eigentliche Akt zwar schön, romantisch und all das, aber für mich änderte sich dadurch nichts.” Zum ersten Mal in seinem Leben habe er das Gefühl, eine Partnerin auf Augenhöhe zu haben. “Das ist eine echte Partnerschaft. Wir haben uns in der schwierigsten Zeit meines Lebens kennengelernt, und ich glaube, sie hat etwas in mir gesehen, das sich gelohnt hat, sonst hätte sie dem Ganzen keine Chance gegeben”, zitiert die “Times” den Deutschen. Lilian de Carvalho Monteiro unterstützte ihn während seines Gerichtsprozesses in London und hielt auch während seiner Inhaftierung zu ihm. Inzwischen lebt das Paar gemeinsam in Mailand.
Becker äußerte sich in dem Interview auch politisch und verriet, dass er weiterhin in Deutschland wählt, die anstehende Bundestagswahl ihm aber Sorgen bereite. Vor allem das Erstarken der AfD, aber auch der Einfluss von Männern wie Unternehmer Elon Musk beschäftige ihn. “Wir stehen an einem Scheideweg. Wir müssen aufpassen, dass wir die Lehren aus unserer Vergangenheit nicht vergessen. Ich habe Angst davor, wohin sich Deutschland im Moment entwickelt. Ich denke, es ist eine gefährliche Zeit”, sagte er.