Filmfestival Boris Becker auf der Berlinale: “Wenn ich nicht gewinne, versuchen besonders Deutsche, mich zu kreuzigen”

© Soeren Stache / DPA
Auch Boris Becker war auf der Berlinale zu Gast und stellte mit Regisseur und Drehbuchautor Alex Gibney seinen Film “Boom! Boom! The World vs. Boris Becker” vor. Dabei plauderte der ehemalige Tennisprofi aus dem Nähkästchen.
Bei der Vorstellung einer Dokumentation über sein Leben hat Ex-Tennisstar Boris Becker das seiner Meinung nach schwierige Verhältnis zu Deutschland hervorgehoben. “Gerade in Deutschland wird das oft nicht zugelassen, dass der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten erwachsener geworden ist”, sagte der 55-Jährige am Sonntag auf der Berlinale.
Der erste von zwei Teilen der Produktion “Boom! Boom! The World vs. Boris Becker” von Alex Gibney soll am Nachmittag bei den Internationalen Filmfestspielen als Premiere gezeigt werden. “Ich bin ein großer Fan von Boris”, sagte Gibney. Einen Film über ihn zu machen, habe einen weiteren Reiz gehabt: “Er ist auch ein Storyteller, der seine eigene Geschichte erzählen kann.”
Boris Becker bezeichnete die Dokumentation über die Höhen und Tiefen seines Lebens als “Herzenssache”. “Es war ein Privileg und eine Herausforderung, den Film zu machen”, sagte der 55-Jährige am Sonntag in Berlin.
Boris Becker thematisiert seine Tablettensucht
In der Dokumentation wird auch die Tablettensucht Beckers während seiner aktiven Profizeit thematisiert. “Das Leben als eine gewinnende Tennismaschine ist viel härter als es aussieht”, sagte er. Man müsse immer funktionieren. “Jeder Spieler hat einen Weg, damit umzugehen, mit diesen Erwartungen. Wenn ich nicht gewinne, versuchen besonders Deutsche, mich zu kreuzigen.”

© DPA / Picture Alliance
Zurück Weiter
Für “Boom! Boom! The World vs. Boris Becker” hat Regisseur Gibney Becker 2019 und 2022 interviewt, wenige Tage vor dessen Verurteilung. Becker war Ende April 2022 in London zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen hatte. Mitte Dezember war er nach 231 Tagen hinter Gittern freigekommen, Grund war eine Sonderregelung für ausländische Häftlinge.
Drei Wettbewerbsfilme auf der Berlinale am Sonntag
Im Wettbewerb stehen drei weitere Beiträge an. Darunter ist “Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste”, in dem sich von Trotta mit der gleichnamigen Autorin auseinandersetzt. Der Film ist einer von fünf Wettbewerbern aus Deutschland. Wer von den insgesamt 19 konkurrierenden Beiträgen eine Auszeichnung erhält, entscheidet die Jurypräsidentin Kristen Stewart gemeinsam mit anderen Filmschaffenden.
Premiere feiert auch Frauke Finsterwalders “Sisi & Ich” mit den Darstellerinnen Susanne Wolff und Sandra Hüller. Es geht um eine feministische Neuinterpretation des Mythos der österreichisch-ungarischen Kaiserin.

Die ZDF-Thrillerserie “Der Schwarm” nach dem gleichnamigen Roman von Bestsellerautor Frank Schätzing, von der am Sonntag drei Episoden auf dem Festival gezeigt werden, hatte in den vergangenen Tagen für Aufmerksamkeit gesorgt. Schätzing hatte sich unzufrieden mit der Verfilmung gezeigt und einen Vergleich zur ZDF-Romantikfilmreihe Rosamunde Pilcher gezogen. Das ZDF erkärte, “Der Schwarm” sei aus Sicht des Senders “eine sehr gelungene und zeitgemäße Adaption des Romans aus dem Jahr 2004.”
Die Berlinale zählt mit Cannes und Venedig zu den wichtigsten Filmfestivals. Sie war am Donnerstag eröffnet worden. In den rund anderthalb Wochen sollen insgesamt rund 280 Filme gezeigt werden.