Schon manche Schlagzeilen sind ein Schlager, zuletzt „Wiener (70) rastet aus: Streit um Helene Fischer endete mit Messerstich“, eine Schöpfung der Krone über die „Krone der Schöpfung“ bzw. über humorlose, aber kampflustige ältere Jünger.
Die (unter-)irdische Meinungsverschiedenheit der beiden benachbarten Vorstadt-Helenisten kreiste – laut Prozessprotokoll – um das allein seligmachende Ausmaß der Ansehnlichkeit der Angebeteten anlässlich einer TV-Show.
Fischer, die heute, Montag, 40 wird, schwebt ihr halbes Leben über derlei Diskursen – exakt seit 14. Mai 2005, als sie beim ARD-„Hochzeitsfest der Volksmusik“ im Duett mit ihrem nachmaligen Ehemaligen Florian Silbereisen (42) „Komm mit nach Varaždin“ intonierte und fortan mit zarten 1,58 Meter weit über sich, ihr wächsernes Ebenbild bei Madame Tussauds in Berlin und alle Bestmarken deutscher Unterhaltungsmusik hinauswuchs.
Das Sonntagskind zweier Russlanddeutscher, das schon mit vier aus Sibiriens Millionenstadt Krasnojarsk in die rhein-pfälzische 5000-Seelen-Gemeinde Wöllstein kam, darf sich als staatlich ausgebildete Musicaldarstellerin auf ihre stattliche (Karriere-)Tonleiter abseits davon weiß Gott was einbilden.
An Helene Fischer prallen mittlerweile atemlos-angriffige Attribute anstandslos ab. Ob von Philosoph Peter Sloterdijk („Heute muss man durchschnittlich sein, um den Menschen zu gefallen“), ob von „Oasis“-Kollege Noel Gallagher („Der Sch … bringt ihr viel Geld, mich macht es sehr, sehr traurig“) oder vom Konzertkritiker im KURIER, 2015 („Ein so perfektes Produkt wie Persil plus Pathos“) – na, und?
Nothing succeeds like success – frei austrifiziert: Wann’s laaft, dann laaft’s! Und wie!
Records und Rekorde
Der deutsche Schlagerforscher Ingo Grabowsky durchschaut den (wohligen) Schauer des Genres, nicht erst seit Helene, aber seit ihr wie kaum jemals zuvor: „Sie singt über all das, was fast alle schon erlebt und gefühlt haben: Liebe, Sehnsucht, Kummer, Hoffnungen, Wünsche.“
Fischer hat offenbar die Lizenz zum Gelddrucken in einer brummenden Branche. Schon 2018 errechnete die New York Times, dass sie im Schnitt drei Mio. Euro pro Konzertauftritt einnimmt.
Auch das Forbes Magazine führte sie unter den Top Ten der bestverdienenden Sängerinnen auf Platz 8, vor Céline Dion und Britney Spears.
Sie gilt als Europas erfolgreichste Künstlerin und wird sogar von internationalen Fachblättern als deutsche Taylor Swift geadelt. 18 Millionen Tonträger, 17 Echos, 8 Goldene Hennen, 3 Bambis, 2 Goldene Kameras und 1 ROMY 2014 stehen zu Buche. Ihr Vermögen wird auf jenseits der 50 Mio. Euro geschätzt. Dafür tut sie einiges.
Sie hängt singend in den Seilen und die ganze Halle ist gefesselt. Sie trifft jeden Ton in jeder Höhe. Auch zehn Meter über der Menge. Und mag sie auch mit ihren glatten 40 unverwundbar scheinen, unverletzlich ist sie nicht: Rippenbrüche und Gesichtsblessuren nach Kollision mit der Trapezstange.
Den Höhenflügen verdankt sie auch den Zusammenprall der Herzen mit Akrobat Thomas Seitel (39), mit dem sie seit 2018 „Atemlos, schwindelfrei, großes Kino für uns zwei“ im privaten Duett singt.
Sie wohnen in Inning am Ammersee (Bayern), 2021 kam ein Töchterchen. Im Herbst 2023 beantwortete sie die Frage eines Kindes auf der Bühne der Wiener Stadthalle: „Wie geht’s dem Baby?“ mit „Hervorragend. Nala ist mittlerweile eine süße Maus. Wir sind sehr, sehr glücklich.“ So viel hätte sie keinem Reporter jemals zugebilligt. Um ihr Privatleben hat Fischer eine 50-Meilen-Zone errichtet.
Häme und Haltung
Wer sich so rarmacht, kriegt häufig was obendrauf. Ralph Siegel (78) etwa, Veteran der leichten Muse, gibt in einem Interview mit der Klatschpostille Freizeit König „kein bisschen Frieden“ und hält sein missgünstiges Häme-Gericht: Fischer habe mittlerweile den Karriere-Zenit „überschritten“ und befinde sich in einem Abstieg.
Begründung mit Brief und Siegel: „Es ist immer sehr gefährlich, wenn man sich zu sehr von dem entfernt, mit dem man Erfolg hatte. Sie hat ihren eigenen Stil in Richtung American-German-Pop entwickelt“, womit sie „möglicherweise ihre Fans verprellt“.
Fazit: „Ob sie das in fünf Jahren noch macht, kommt auch darauf an, wie diese Ehe funktioniert und ob sie dann noch Lust hat“ auf all die Strapazen.
Die nächste Tour ist erst für Sommer 2026 geplant. Seit Jahren engagiert sich Fischer im Kampf gegen Prostitution Minderjähriger und, übrigens wie Taylor Swift in den USA, gegen Rechtsextremismus.
P. S.: Der größte Schatz ihrer Eltern, Maria & Peter Fischer, soll eine Kassette sein, auf der die zweijährige Helene russische Volkslieder singt.