Auch während der Australian Open sind die Dopingfälle rund um Jannik Sinner und Iga Swiatek ein großes Thema. Eurosport-Experte Boris Becker nahm die Sportler angesichts immer komplizierter werdender Doping-Regularien in den Schutz und kritisierte vor allem andere Athleten, die sehr laut Kritik an den beiden Top-Spielern übten. “Unter aller Sau”, nannte er dieses Verhalten.
Australian Open – Boris Becker rügt aktive Spieler wegen Kritik an Jannik Sinner und Iga Swiatek: “Unter aller Sau”
“Unter aller Sau”: Becker rügt Profis wegen Kritik an Sinner und Swiatek
Video credit: Eurosport
“Wenn man so geringe Spuren im Körper hat, wie es bei Sinner oder Swiatek der Fall war, dann geht es ja nicht mehr um einen körperlichen Vorteil”, sagte er im Eurosport-Format Matchball Becker.
“Und wenn sich dann Spieler dazu äußern, die die Fakten nicht verifiziert haben, dann finde ich das unter aller Sau. Über Kollegen lasse ich mich nicht so aus. Novak Djokovic als Klassenprimus darf das, ansonsten finde ich den Ansatz von Aryna Sabalenka richtig: Man hält sich heraus, weil man gar nicht alle Details kennen kann.”
Die Weltranglistenerste der Damen verweigerte auf Nachfrage eine Aussage zu den Fällen der ihrer wohl größten Kontrahentin und dem aktuell führenden im ATP-Ranking.
Sinner war im März zweimal positiv auf Clostebol getestet worden. Die zuständige International Tennis Integrity Agency (ITIA) akzeptierte jedoch sein Argument, dass das Steroid unabsichtlich in seinen Körper gelangt sei, weshalb er nicht suspendiert wurde. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) legte dagegen wiederum Berufung ein, ein Urteil wird im April erwartet.
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Becker: “Es wird immer komplizierter für die Athleten”
“Sinner konnte seine Unschuld beweisen”, sagte Becker mit Verweis auf drei bisherige Anhörungen, die Sinner jeweils recht gaben. “Es geht jetzt darum, ob er für seinen Physiotherapeuten verantwortlich ist oder eben nicht. Das zu hinterfragen ist das gute Recht der WADA.”
Für den Eurosport-Experten seien die Athleten zwar weiterhin in der Pflicht “clean” zu bleiben, doch die Vielzahl an Regularien und extreme Kleinteiligkeit der Tests mache es für die Sportler nicht einfacher: “Die Sache wird immer schwieriger, man kann nicht mehr einfach in ein Restaurant gehen, weil das Steak aus Argentinien vielleicht etwas Verbotenes enthält, weil der Bulle etwas bekommen hat, damit das Fleisch besser schmeckt.”
Swiatek wurde im August als Nummer eins bei einer Probe außerhalb von Wettkämpfen positiv auf das Herzmedikament Trimetazidin getestet. Sie konnte erklären, dass es sich um ein Schlafmittel handelte, das die verbotene Substanz enthielt. Sie wurde bereits im vergangenen Jahr für vier Wochen gesperrt.
Nun appellierte Becker insbesondere an die Kollegen von Swiatek und Sinner, die aufgund der Kompliziertheit der SItuation wenig zur Klärung der Sache beizutragen hätten. Damit ist wohl vor allem auch Nick Kyrgios gemeint, der sich sehr scharf in Richtung Sinner geäußert hatte. “Es gibt unendlich viele Gerüchte”, sagte Becker. “Jeder hat eine Meinung und jeder weiß es besser.”